
Wenn wir die Erderhitzung abbremsen wollen – und das sollen wir im Interesse des Schutzes der eigenen Lebensgrundlagen – dann bedeutet dies den Abschied vom fossil getriebenen Turbokapitalismus. Wir müssen rasch weg von Kohle, Erdöl und Gas. Die Vertreter der Atomindustrie wittern nun die Chance, die „Lücke“ mit neuen Atomkraftwerken zu schließen. Auch seitens der EU gibt es Bestrebungen, die Atomkraft als Klimaschutzenergie hinzustellen – allen vor an Frankreich hat betrieben, dass diese als nachhaltig eingestift wird (EU-Taxonomie). Als neues Versprechen werden sogenannte Small Modular Reaktoren (SMR) ins Spiel gebracht. Doch diese sind unausgereift, teuer und ebenso risikobehaftet, so Expert*innen, wie dem neuen Magazin der Salzburger Plattform gegen Atomgefahren PLAGE zu entnehmen ist. „Letztlich dient die massive PR-Kampagne für SMRs vor allem dazu, Milliarden an Fördergeldern in die Atomindustrie zu lenken, ohne dass ein funktionierendes Produkt existiert“, heißt es im Magazin. Überdies ist Solarenegrie und Windkraft mittlerweile bedeutend kostengünstiger – auch als Kohle und Erdöl, als Atomenergie sowieso.
Atomkraftwerke sind teuer, mit hohen Risiken verbunden, wie die zahlreichen AKW-Störfälle und -Katastrophen zeigen, und die Frage des Atommülls ist nicht gelöst, sie wird späteren Generationen aufgebürdet. Beim bunten Fest der PLAGE anläßlich der Errichtung des „Wackersdorf-Denkmals“ am Salzburger Mozartplatz vor genau 25 Jahren trafen sich Engagierte der Anti-Atom-Bewegung aus erster Stunde – darunter Heinz Stockinger Thomas Neff, Reinhilde Pellinger, Maria und Mathias Reichl u. a. m. Erinnert wurde an den Widerstand gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf auch und besonders aus Salzburg. [Maria und Mathias Reichl hat für die Freien Radios einen Bericht dazu gestaltet]. Die Anlage wurde mit Milliarden Geldern zwar gebaut, ist bekanntlich aufgrund der Proteste aber nie in Betrieb gegangen. Peter Machart, Obmann der PLAGE, verlas eine Grußbotschaft des bayrischen Ex-Landesrat Schuierer, der gemeinsam mit Ex-Bürgermeister Reschen damals auch seitens der Politik gegen das Atomprojekt protestierte. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Physiker, Anti-Atom-Aktivist und Zitherspieler Franz Daschil. Zum Essen gab es dem WAA-Drahtzaun nachempfundenes Gebäck sowie am Solarkocher gebackene Cakes. Zudem wurde das Denkmal nun auch gesegnet.





Bericht und Fotos: Hans Holzinger
Zur Entstehungsgeschichte des Anti-WAA-Denkmals
Im Juli 2000 wurde das WAA-Denkmal am Mozartplatz aufgestellt. Damals bezeichnenderweise noch direkt vor der städtischen Bestattungsanstalt. Es dient als Ort zur Erinnerung auch kommender Generationen und ausländischer Besucher*innen an die demokratie- und umweltpolitisch so zentrale Auseinandersetzung um Wackersdorf. Ende der 1980er Jahre hatten 440.000 Menschen aus Österreich, davon ca. 120.000 alleine aus Salzburg, ihren Einwand gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage im bayerischen Wackersdorf kundgetan. Diese Einwände wurden von Aktivisten der „Überparteilichen Salzburger Plattform gegen die WAA Wackersdorf“ (die heutige PLAGE) gesammelt und der Bayerischen Regierung persönlich übergeben.
Anfang 1999 zum 10. Jahrestag des endgültigen „Aus“ für die WAA-Wackersdorf hatte der Aktionsleiter der Plattform gegen Atomgefahren, Thomas Neff, die Idee, diesem 10jährigen „Jubiläum“ ein Denk-Mal zu setzen. Die zündende Idee kam ihm als er eine kleine Skulptur (Briefbeschwerer) aus Originalbauzaunteilen aus der Oberpfalz erhielt. Genau dieses Originalbauzaunteil wurde 13-fach vergrößert und plastisch dargestellt. Der Sockel wurde dem „Originalsockel“ nachempfunden, der sehr steil angelegt war um den protestierenden Menschen keine Chance zu geben direkt an den Bauzaun zu gelangen und enthält außerdem ein Stück Originalzaunteil in Form eines Strahlenrads. Das Projekt wurde von Franz Geissler und Herman Kühleitner vom Salzburger Bauhof in deren Freizeit unter Leitung von Michael Wanner produziert und umgesetzt.
Das Kunstwerk konnte nach langwieriger Überzeugungsarbeit durch Heinz Stockinger und Thomas Neff schlussendlich mit Zustimmung aller Parteien des Gemeinderates vor dem Zeugwartstöckl am Mozartplatz aufgestellt werden. Bei der Enthüllungsfeier am 20.07.2000 mit dabei waren u.a. die damaligen Hauptakteure des „offiziellen“ Anti-Wackersdorf-Widerstands – für den WAA-Landkreis Schwandorf der damalige Landrat Hans Schuierer, der hauptsächliche Gegenspieler von Franz Josef Strauß, und auf Salzburger Seite der damalige Bürgermeister Dipl.-Ing. Josef Reschen.
Quelle: PLAGE
Bericht und Fotos: Hans Holzinger
