Liebe KollegInnen,
ich teile viele der in Zusammenfassung zum Alternativ-Gipfel angeführten Punkte, vor allem dass die inhaltlichen Veranstaltungen sehr gut waren und dass das Agieren der Polizei auf der Demo sehr zur Eskalation beigetragen hat. Und der March of Responsibility war das Allerbeste!
Dennoch hätte ich mir ein differenzierteres Resüme des Steuerungsteams besonders zur Demo gewünscht. Bedauern über einen „kurzen Zwischenfall“ und das „äußere Erscheinungsbild der Demo“ ist eine erschreckend beschönigende Darstellung dafür, dass 120 Vermummte im Block gegen Polizist*innen anrennen. Ich habe schon meine persönliche Meinung kundgetan, dass wir als Organisationen der Zivilgesellschaft hier ein klare Linie ziehen müssen. Wir müssen diesen Leuten signalisieren: Wir wollen euch nicht. Dafür brauchts ein klares Bekenntnis der Salzburger NGOs. Wie man das umsetzt ist eine Frage, die sich erst in der Folge und vielleicht erst in einigen Jahren stellt, weil uns der Block ja nicht alle Tage heimsucht. Für mich ist jedenfalls klar: Wenn diese Leute zu uns gehören, gehöre ich nicht zu uns. Ich kann auch niemandem empfehlen auf eine Demo zu gehen, bei der der Block dabei ist.
Es geht mir keinesfalls um eine Kritik an den Leuten, die die Demo organisiert und einen nahezu unmöglichen Job erledigt haben. Ich selbst habe mich nicht beteiligt und schätze es sehr, dass sich da viele Personen mit extrem schwierigen Fragen und AkteurInnen auseinandergestzt haben. Vor diesem Hintergrund respektierte ich alle Entscheidungen, so wie sie getroffen wurden.
Jetzt geht es um die Frage, was wir aus dieser Demo lernen. Was waren die Erwartungen und Bedenken im Vorfeld? Was davon ist eingetreten? Gibt es für uns als Zivilgesellschaft eine rote Linie? Ich fürchte, dass sich das in einer großen Runde in 45 Minuten nicht ausreichend diskutieren lässt.
Georg Wimmer, freier Journalist, Demo-Teilnehmer